Frauen in Los Santos: über „geile mulle“ und Tatort Muscle Beach

„kann ich mit meinem schwanz auf deinem arsch landen ?“, fragt @viktor im G-Network unter einem Bild von Pauline White-Jameson. Die Influencerin postet fast täglich Fotos von sich im Sozialen Netzwerk. Nicht selten erreicht sie damit über 40 Likes und bis zu 20 Kommentare pro Beitrag.

Doch der Internet-Ruhm hat auch seine Schattenseiten: die allermeisten Kommentare sind sexuell übergriffig. Frauen in Los Santos werden mit Aussagen wie „geile mulle“ oder „bitte poste fußbilder“ häufig Opfer sexualisierter Gewalt. Obszönitäten dieser Härte passieren sowohl verbal durch Worte als auch mit tätlichen Angriffen.

Ich recherchiere und frage bei beiden Seiten nach.


„Ich mache es nicht für die Likes!“

Interview mit @pauline

WN-Reporter @ciprian im Interview mit @pauline

Ich verabrede mich mit Pauline White-Jameson. Sie stimmt einem Interview freundlicherweise zu und unterstützt meine Recherchen. Das Interview führen für die Weazel News Ciprian Atanasiu (Frage) und Pauline White-Jameson (Antwort).

Frage: Hallo Pauline, vielen Dank für Deine Zeit. Wie kam es dazu, dass „die Bilder von hinten“ zu einem Erfolgsrezept auf G-Network geworden sind?

Antwort: Ich glaube, es war Ende 2022 – kurz vor Weihnachten – als G-Network eingeführt wurde. Ich habe zuerst „normale Bilder“ gepostet. Aus einer Diskussion heraus habe ich dann aus Spaß getestet, ob ich mehr Likes für Bilder „von hinten“ als „von vorne“ bekommen würde. Der Unterschied war von Anfang an enorm – mindestens über 20 Likes mehr bei Bildern „von hinten“.

Frage: Also machst Du es für die Likes?

Antwort: Nein, ich mache es schon lange nicht mehr für die Likes. Es hat sich für mich daraus ein „Spaß“ entwickelt.

Frage: Wie fallen die Reaktionen aus? Was denkst Du, wenn Du derartige Kommentare liest?

Antwort: Ich finde es krass, dass auch viele Frauen auf mich negativ reagieren. Manche Frauen reagieren krasser als Männer und schieben Hass auf mich. Frauen sagen mir das in der Regel nicht direkt, sondern ich erfahre es über Dritte. Bei den meisten Kommentaren denke ich mir meistens: „Ekelhaft und WTF? Was läuft bei dem Typen schief?“

Frage: Schreiben Dir auch viele Männer Direktnachrichten?

Antwort: Ja, viele fragen beispielsweise nach Dates oder geben direkt beleidigende oder sexuelle Kommentare von sich.

Frage: Wie ist das im „echten Leben“ – also zum Beispiel am Muscle Beach?

Antwort: Alleine als Frau am Muscle Beach wirst Du oft angesprochen. Das Leben als Frau: viele Vorteile, viele Nachteile. Vorteile: bevorzugt. Man findet immer einen Gesprächspartner.

Frage: Muss die Regierung sexuelle Gewalt – wie die beispielhaften G-Network-Kommentare – strafrechtlich härter ahnden?

Antwort: Ja, solche Kommentare bei G-Network sollte man bestrafen. Ich kann damit zwar umgehen, aber ich denke, dass es viele Frauen gibt, denen das persönlich sehr nahe geht und die sich dann nicht mehr trauen, etwas zu posten. Man wird den Tätern ungeschützt ausgesetzt und es gibt kaum Hilfe.

Frage: Vielen Dank für das Interview.

Antwort: Vielen Dank.


Auszug aus G-Network

Ein weiteres der vielen Beispiele. Machen Sie ähnliche Erfahrungen? Melden Sie sich vertraulich bei WN-Reporter Ciprian Atanasiu (@ciprian) oder unter der 82482.


Gewalt gegen Frauen kostet 5.000 Dollar, aber meistens ist es gratis!

Tatsächlich sieht der Strafkatalog für verschiedene Formen der sexuellen Gewalt einige Paragraphen vor. Doch so wird beispielsweise die Prostitution nach §3 Abs. 1 als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld von 5.000 USD geahndet, während die schwere Belästigung/Nötigung nach §3 Abs. 3, wozu auch die sexuelle Nötigung zählt, lediglich mit einem Arrest von 10 Hafteinheiten und einem schmalen Taler von 5.000 USD sanktioniert wird.


Statement des Justizministeriums – Straftaten zu selten?

WN-Reporter @ciprian sucht den Dialog mit Justiz und Exekutivkräften, um künftige Entwicklungen zu beraten. Das Justizministerium beantwortete meine WN-Anfrage vorbildlich bereits nach wenigen Tagen.

Sind die Strafen zu weich?

Ein Sprecher des Justizministerium erklärt, dass die Gesetzgebung sowie die Festlegung der Strafen dem Parlament oliege. Die Justiz sei in erster Hand zur Deutung dieser bestimmt. Ob eine Strafe zu hoch oder zu niedrig angelegt sei, liege in den meisten Fällen im Auge des Betrachters.

Für Geschädigte würden Strafen meist viel zu tief und für Schadende zu hoch liegen. Ob eine Strafe jedoch gerechtfertigt sei in der Höhe in der sie angelegt wurde, obliege dem Gesetzgeber.

Plant die Justiz eine Anpassung der Gesetze? Wenn Ja, inwiefern? Wenn Nein, warum?

Laut Justizministerium liege kein Änderungsvorschlag zu diesen Strafbeständen vor. Auch würden diese Straftaten nicht oft auftreten. Sollte in der Bevölkerung der Wunsch nach Verschärfung dieser Strafbestände laut werden, werde die Justiz Änderungen vorschlagen.

Das Justizministerium sei bereit auch enger mit den Weazel News zusammen zu arbeiten, um solche Wünsche durch professionell geführte Umfragen auszumachen.

Im Gespräch mit LSPD-Exekutivbeamten.

Einordnung

Ich bedanke mich vielmals beim Sprecher des Justizministeriums für die Verfügbarkeit einer Stellungnahme. Meiner gewünschten Frist wurde Rechnung getragen – sogar schriftlich! Für diese Kooperation bin ich sehr dankbar. Mir ist vollends bewusst, dass in der Kürze dieser Zeit keine umfassende Antwort möglich sei. Ich möchte die erste Auffassung des Justizministeriums dennoch für meine Leserinnen und Leser journalistisch einorden, aber freue mich auf die fruchtbare Zusammenarbeit.

Für Geschädigte würden Strafen meist viel zu tief und für Schadende zu hoch liegen.

Das sind zweierlei Paar Schuhe. Ersteres ist eine Frage der Gerechtigkeit für die Opfer. Zweiteres ist eine Frage des Schutzes für die Täter. Alle sind vor dem Gesetz gleich, doch ich bin davon überzeugt, dass Strafen Recht ausüben müssen – zugunsten der Gerechtigkeit und des Rechts des Opfers.

Laut Justizministerium liege kein Änderungsvorschlag zu diesen Strafbeständen vor. Auch würden diese Straftaten nicht oft auftreten.

Die Häufigkeit einer Straftat korreliert nicht mit ihrer Schwere. Ich möchte dem Justizministerium diese Schlussfolgerung nicht unterstellen, doch auch den Eindruck vermeiden, dass die Änderung eines Gesetzes keine Frage der Häufigkeit, sondern der Gerechtigkeit ist. Außerdem sei zu unterscheiden zwischen den Straftaten, die zur Anzeige gebracht, ermittelt und geahndet werden und der Dunkelziffer, die nicht gemeldet wird.


Auszüge aus G-Network


Übeltäter werden wortkarg

Viktor Alpha Jenkins (@viktor), der sich sonst sehr wortgewandt im G-Network präsentiert, hat auf mehrfache Weazel-News-Anfrage kein Statement abgegeben.

Tatort Muscle Beach

Ich verschaffe mir zu diesem Thema einen Überblick. Deshalb recherchiere ich auch an einem Hotspot.

Eines meiner vielen Gespräche am Muscle Beach.

Ich führe mehrere Interviews am Muscle Beach. Der Ort ist in der Stadt ein beliebter Treffpunkt für das tägliche Fitness-Workout. Doch viele Frauen werden beim Training regelmäßig belästigt.

Das Gestrüpp um die Yoga-Matten ist bei Spannern besonders beliebt. Im Dickicht fühlen sie sich sicher.

Wird der Muscle Beach zur No-Go-Area? Eine permanente polizeiliche Präsenz fehlt. Ein mobile Wache und freiwillige Bürgerwehr könnte Abhilfe leisten.

Die Überwachunskamera am Muscle Beach zeigt einen Mann, der in der Öffentlichkeit offensichtlich onaniert, während eine Frau auf der Yoga-Matte Dehnübungen macht. Exhibitionismus ist in Los Santos kein Straftatbestand.

Sind Frauen selber schuld?

„Naja, manche provozieren es doch mit ihren Outfits“, antwortet eine zufällige Person auf das Thema, die ich am Rande eines Gesprächs befragt hatte. Was wie ein chauvinistischer Macho-Spruch klingt, ist keineswegs ausschließlich männliches Gerede. Im Rahmen meiner Recherchen begegne ich regelmäßig Frauen, die bei diesem Thema desinteressiert abwinken oder nur müde seufzen.

Nehmen Sie Kontakt auf!

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Haben Sie selbst Screenshots gemacht, die Sie teilen möchten? Wie ist Ihre Meinung?

Melden Sie sich gerne an den WN-Reporter ihres Vertrauens Ciprian Atanasiu (@ciprian) oder unter der 82482. Anonymität wird auf Wunsch selbstverständlich gewährleistet.